Das meint das Preisgericht
 

Das Planerteam setzt das Gebäudevolumen für Sport und Bildnerisches Gestalten präzis übereck in Bezug zur bestehenden Dreifachhalle und übernimmt deren Orientierung. Das neue Gebäude nimmt mit seiner Südfassade die Flucht der Nordfassade der bestehenden Sporthalle auf. Zugang und Zufahrt ab Marienstrasse werden neu organisiert. Ein Grünstreifen mit Bäumen trennt die Bereiche für die Fussgänger und den Fahrverkehr. Die Fusswegachse wird bis zum Weg entlang des Bahndamms verlängert. Sämtliche Abstellplätze für Motorfahrzeuge werden auf einer Schotterrasenfläche südlich des neuen Gebäudes zusammengefasst. Ein Teil dieses Platzes soll auch als Rasenspielfeld genutzt werden können.

Aufgrund der moderaten Höhe und der Platzierung beeinträchtigt der neue Baukörper die Nachbarschaft kaum, der zentrale Parkplatz könnte hingegen Konfliktpotenzial bieten.

 

Die Neuordnung der Zugangs- und Zufahrtssituation ab Marienstrasse ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Insbesondere können mit der Trennung von Fussgänger- und Fahrverkehr unter anderem durch die Konzentration aller Auto-Parkplätze südlich der projektierten Doppelsporthalle die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler und die Zugangssituation zur bestehenden Sporthalle verbessert werden. Zudem entstehen relativ umfangreiche Aussenbereiche von hoher Aufenthaltsqualität. Neben dem Beachvolleyfeld gibt es mehrere Sitzarenen und diverse Grünflächen. Der Hauptzugang mit grossem Vorplatz, zentralem Brunnen und beidseitigen Baumdächern lädt zum Verweilen ein. Die Sport- und Aufenthaltsbereiche im Norden sind gut durchgrünt und beschattet.

 

Die vorgeschlagene Doppelnutzung eines Teils der Parkfelder als Sportfeld auf Schotterrasen ist hingegen nicht praxistauglich. Schotterrasen ist kaum für sportliche Aktivitäten geeignet und als Fahrgasse in einem Parkplatz von schlechter Haltbarkeit. Ausserdem wirkt als Folge der vorgesehenen Kombination der südliche Aussenraum – insbesondere auch in Nachbarschaft zu den Einfamilienhäusern – hart und ausgeräumt. Bei einem Verzicht auf die Doppelnutzung ergäben sich Chancen zur Ausbildung einer quartierverträglicheren Parkierungsanlage.

 

Der flach gedeckte, zweigeschossige Baukörper ist umlaufend weitgehend verglast. Die unterschiedlichen Nutzungen in den beiden Geschossen sind in der Ausbildung der Fassaden nicht ablesbar.

 

Der Zugang erfolgt von einem baumbestandenen Vorplatz mit guter Aufenthaltsqualität. Auf dem Eingangsniveau befinden sich angegliedert an eine kleine Eingangshalle die Räume für Fitness und Tanz, Theorie, Gymnastik sowie der Vorbereitungsraum Sport. Aus dem Eingangsbereich öffnet sich der Blick in die um ein Geschoss abgesenkte Sporthalle. Eine gemeinsame Treppenanlage erschliesst die Garderoben und die Doppelsporthalle im Untergeschoss sowie die Räume für das Bildnerische Gestalten im Obergeschoss.

 

Die Garderoben- und Duschanlagen sind grösstenteils zweckmässig organisiert, die Verkehrsflächen angemessen dimensioniert. Die zwei getrennten Geräteräume entsprechen nicht den Vorgaben der Wettbewerbsausschreibung. Die unterirdische Verbindung zwischen den beiden Hallen ist gut gelöst; allerdings kollidiert der Anschluss mit der bestehenden Aussenrampe. Die dreiseitige Belichtung der Sporthalle erfüllt weitgehend die Anforderung an eine optimale Tageslichtnutzung. Aufgrund der Visualisierung kann für die Sporthallen eine angenehme Raumstimmung erwartet werden. Zur Materialisierung der übrigen Räume mit Sportnutzung fehlen Angaben.


Die Unterrichtsräume für das Bildnerische Gestalten werden in zwei Raumschichten entlang den Längsfassaden angeordnet. Die Mittelzone nimmt mehrheitlich Räume ohne Tageslichtbedarf auf. Durch das Einfügen eines Hofs mit Aussenklima wird die Mittelzone natürlich belichtet. An dessen Stelle könnte ein Bereich mit Innenklima und Oberbelichtung für informelle Begegnungen, Aufenthalt in Pausen, Ausstellungen oder Präsentationen nutzbringender sein. Die spärlichen Erläuterungen der Projektverfassenden lassen die Anmutung der Räume für das Bildnerische Gestalten nicht klar erkennen.

 

Das Tragwerk über der Sporthalle besteht aus zwei raumhohen Fachwerkträgern aus Holz, in die Bodenresp. Deckenhohlkastenelemente eingehängt werden. Wie der Einbau der Trennwand zwischen den beiden Sporthallen ohne Beeinträchtigung des Lichtraumprofils in diesem Tragsystem gelöst werden kann, wird nicht aufgezeigt. Der dreispännige Raum im Obergeschoss lässt sich mit dieser Wahl des statischen Systems weitgehend ohne tragende oder aussteifende Wände gliedern. Das vorgeschlagene Tragsystem erscheint plausibel, allerdings sind die Dimensionen der Stabelemente deutlich zu schlank dargestellt. Soweit aus den Plänen ersichtlich, wird Holz ausserdem für die Tragkonstruktion des Bereichs über der Sporthalle und – mindestens in der Halle – für den Innenausbau eingesetzt. Das Untergeschoss ist in Massivbauweise mit innerer Verkleidung aus Holz vorgesehen. Die Erläuterungen zu Haustechnik, Klima, Nachhaltigkeit und Brandschutz können weitgehend nachvollzogen werden. Der Einsatz von Bodenheizungen im Bildnerischen Gestalten entspricht nicht den Vorgaben der Bauherrschaft. Der Glasanteil der Fassaden übersteigt den zulässigen Grenzwert des AGG deutlich. Es stellen sich dadurch Fragen bezüglich sommerlichem Wärme- und Blendschutz und der Ökologie.

 

Die Kennwerte bezüglich Wirtschaftlichkeit liegen unter dem Durchschnitt aller vertieft geprüften Projekte.

 

Gesamthaft besticht das Projekt durch die schlüssige Setzung des Baukörpers im Kontext. Es ist konzeptionell gut strukturiert, die Grundrisstypologie der Schulräume ist zweckmässig und hat das Potential für eine der spezifischen Nutzung entsprechenden, anregende und flexible Lernlandschaft. Die Volumetrie in der Nachbarschaft von eher kleinmassstäblichen Wohngebäuden ist gut verträglich gewählt. Die Neugestaltung der Zugangssituation und der nördlichen Freiflächen sind positiv zu werten. Die Doppelnutzung des Autoabstellbereichs auch als Rasenspielfeld ist nicht sinnvoll zu realisieren. Die restlichen Umgebungsflächen sind von hoher Aufenthaltsqualität und gekonnt gestaltet. Durch die Ausgestaltung von Feucht- und Trockenstandorten und den fachkundigen Einsatz von unterschiedlichen einheimischen Gehölzen und Wildstauden werden ökologisch wertvolle biodiverse Grünflächen geschaffen.


Disclaimer
 

Sämtliche Texte, Visualisierungen, Pläne und Schemas sind Bestandteil des Originalprojekts und bilden die Meinung des Verfasserteams ab.
 


Verfasserteam
 

Architektur

COMAMALA ISMAIL ARCHITECTES, Biel/Bienne
 

Landschaftsarchitektur

Metron Bern AG, Bern
 

Holz- / Bauingenieur

Indermühle Bauingenieure htl/sia, Thun
 

Gebäudetechnik HLKKS und Gebäudeautomation

Ingenieurbüro IEM AG, Thun
 

Gebäudetechnik Elektro

Boess + Partner AG, Bern
 

Link zum Projekt

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